Narrenzeit – Zukunftszeit

 

 
Achtung: Freiwilliger Lachzwang!
 
Während ich hier an meinem mittlerweile gewohnt-täglichen Aufenthaltsort, namens Home-Office, mit dem dazugehörigen physisch-virtuellen Desktop sitze, fallen mir in meinem Zoom-Gesicht Falten auf, die von dem ernsthaft-angestrengten Versuch herrühren, diverse Gegebenheiten, Verfügungen und Verordnungen zu durchschauen.
 
In diesem Erkennen bewegt sich meine Gedankensehnsucht immer wieder zu jenen Orten in meinem Gehirn, an denen vergangene Feste mit tanzenden, lachenden, näher oder ferner bekannten Gleichgesinnten abgespeichert sind... bis sich die Erinnerung Bahn bricht: Es ist Faschingszeit! Tatsächlich hatte ich das beinahe vergessen.
 
Zwischen mehr oder weniger wahrhaften Meldungen sitzt mir zunehmend der Schalk im Nacken. Sein Spiegel liegt im digitalen Raum und lässt mich mit wachsender Tendenz begreifen, dass meine Weitsichtigkeit ihren Grund hat. Will sie mir offenbar das Blickfeld einschränken und das Naheliegende ersparen. Der Schalk jedoch insistiert hartnäckig und schließlich riskiere ich einen nahen Blick auf ihn und fühle mich in eine Welt der Narren versetzt.
 
Man kann einige Menschen die ganze Zeit und alle Menschen eine Zeit lang, aber nicht alle Menschen alle Zeit lang zum Narren halten. (Abraham Lincoln) 
 
Ein Narr trägt Glöckchen – als Warnung. Hört man sie, kann man noch rasch das Weite suchen, bevor es ans Eingemachte geht. 
"Es ist Zeit!" Flüstert er. "Raus aus dem selbstgerechten Selbstmitleid! Pack die Narrenkappe aus und stell deine Welt mal auf den Kopf!" Er hat recht! Warum nicht mal ein vertikaler Perspektivenwechsel? Radikal und humorvoll?

Man darf sich das Gehirn nicht solange deformieren lassen, bis das Brett vor dem Kopf passt. Der Intellektuelle ist der Hofnarr der Aufklärung. (Peter Cerwenka)

Faschingszeit. War da nicht mal was? 
Ich gehe zur Garderobe, Abteilung „Herschenken oder Fasching“ und hole alte Hüte raus. Die Masken… ich gehe zur Lade „Kunsttherapie“ weiter. Le grande Personne gleitet in meine Hände – jene Maske, die keinen Ausdruck hat, in die man alles projezieren kann, was da ist – der absolute, therapeutische Spiegel. Für manche befreiend, für andere gruselig. Ich entdecke eine venezianische Augenmaske. Und die vier Temperament-Masken des Theaters… es ist ein altes Geheimnis, dass die Maske die Rolle bestimmt und umgekehrt. Zur Narrenzeit darf alles ausgesprochen werden, was sonst tabu ist. Und dabei wird der Narr zum Weisen.

Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit. (Hermann Hesse)
 
Narrenzeit – Wahrheitszeit.
Glücklich jener, der über sich selbst lachen kann!

Ich schau in mein Zoom-Gesicht. Und drücke auf Aufnahme...
  

Mit närrischen Grüßen
Ihre Cornelia Scala-Hausmann

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