Das Jahr der Intelligenz - menschlich wie künstlich

 

Die Diskussionen über die sogenannte KI (Künstliche Intelligenz) werden dichter, konnte man ja den Visionen der 70er Jahre erst jüngst technisch näher kommen. Die Euphorie ist groß. Die Angst auch.

 

Ich denke, die meisten meiner Leser kennen die wissenschaftliche Erklärung der KI – durch Algorithmen wird eine enorme Datenbank an Informationen in rasender Geschwindigkeit abgeglichen und kombiniert. Jeder noch so kleinste Input wird in die Selektion eingebunden. 

Das ist ein Grund, warum die KI ChatGPT im letzten Jahr für Schlagzeilen sorgte, als es hieß, sie würde immer schlechter. Keiner Maschine würde es einfallen, falsche Daten zu kommunizieren – sprich: zu lügen. Dem Menschen schon. 

Damit kann eine Maschine jedoch nicht umgehen. Für sie ist alles einfach Information. Ihr Schöpfer, der Mensch, weiß das. Also versucht er, die Anzeichen einer Lüge bei Menschen zu ergründen und einzuprogrammieren. Aber – ehrlich – glauben wir, dass es dann ausgeschlossen wäre? Wir wissen, dass es Menschen gibt, die selbst Lügendetektoren überlisten können. Geschweige denn, bei tatsächlichen psychischen Erkrankungen, wo nicht mal der Mensch selbst weiß, dass er lügt oder gerade in einer anderen Persönlichkeit steckt. 

 

Die KI ist also ein Computer mit Informationen, die sein Erschaffer und auch alle die sie füttern ständig erweitern. Kommen hier aber in der sog. „Selbstlernphase“ – also in immer komplexeren Verbindungen der Informationen – Daten hinzu, die auf keiner Realität beruhen – dann kann auch nichts Reales rauskommen. Oder wenn Daten eingespeist werden, die destruktiv sind, kommen auch ebensolche Ergebnisse in Betracht.

Kurz: KI kann niemals Verantwortung tragen – nur ausführen. Spätestens jetzt leuchtet jedem ein, dass man daher einer Maschine nie die uneingeschränkte Macht über einen oder mehrere Menschen einräumen sollte, wenn es um Entscheidungen geht. 

 

Wunderbar hingegen unterstützt uns jede KI im Bereich komplexer Aufgaben, die zu erledigen sind – sei es im Krankheitsfall zur Überwachung diverser biologischer Funktionen, in der Erstdiagnostik (die unbedingt dennoch von Menschen geprüft werden muss, sollte etwas Pathologisches gefunden werden) oder in alltäglich gleich abfolgenden Aufgaben.

Eine KI ist also, im Grunde genommen, nicht intelligent, sondern nur schnell. Sie kann viel schneller Informationen abrufen und kombinieren und daher Ergebnisse liefern. Sie ist auch motorisch überlegen – denn es ist kein Problem, einen Roboter mit Kraft, Größe, allen möglichen Sensoren und technischen Fertigungsfähigkeiten auszustatten. Und – wie bei allen Computern – kann auch hier immer wieder einmal etwas abstürzen, ausfallen oder nicht adäquat funktionieren. In 20 Jahren mag das vermutlich zu unserem Alltag gehören. 

 

Wir sollten die KI also mit nüchternen Augen betrachten und sie da einsetzen, wo sie uns wirklich helfen kann. Im Erledigen unseres Alltags. Jedoch nicht als Entscheidungsinstanz über unser Wohl oder über moralische Grundsätze. Die Schulen und Bildungseinrichtungen sollten das schnellstens als Unterrichtsfach aufnehmen und den eigenverantwortlichen Umgang mit KI von Grund auf schulen. Dabei geht es nicht um neue Software – sondern um die menschliche Haltung dazu und den Umgang damit. Wie bei allen anderen Dingen auch.

 

In den utopischen Visionen, in denen der Mensch unsterblich wird durch ein Upload seines Gehirns (?) – was schon per se unmöglich ist, denn wenn, dann kann nur sein Geist (!) hochgeladen werden – und den gibt es ja laut Transhumanismus nicht – also steckt hier schon ein gravierender Widerspruch drinnen. Es kann maximal eine Datenbank aller Lebensinformationen eines Menschen geschaffen werden – also eine Kopie, ein technischer Klon – und nicht der sich selbst entwickelnde, lebendige, geistige Mensch selbst. (Für den es, nebenbei bemerkt, ein Gefängnis wäre.)

Es ist also durchaus vorstellbar, dass in Zukunft Hinterbliebene sich einen Klon anfertigen lassen – wie es bei manchen Tieren schon versucht wurde – um Trauer zu verhindern. Ob das im Sinne des Menschseins ist, lasse ich dahingestellt. 

 

Will sich aber ein Mensch nun von sich aus mit einem Computer geistig verbinden – dann tun wir das bereits heute – mit jedem unserer Laptops und Smartphones, die alle unsere Userdaten speichern und auswerten. Sind wir aber geistig hoch genug entwickelt, um uns nicht vom Computer (oder jenen, die dahinter stehen) benützen zu lassen, sondern ihn selbst achtsam zu nützen, dann ist es wie bei jeder Materie, die wir mit unseren Gedanken beeinflussen: Wir gestalten sie. Und jede Werbeagentur kennt die Ausnahmesituationen im größten Präsentations-Stress, wenn Computer zu „spinnen“ beginnen. Es scheint also schon eine Verbindung zwischen menschlichem Geist und den Bits und Bites zu geben ;-)

 

Es ist unser individueller Geist, das was uns selbst ausmacht, um den es geht. Sofern er frei ist und klar denken kann. Dazu braucht er im physischen Bereich das Gehirn und unseren ganzen Körper, um sich in dieser Welt ausdrücken zu können.

Und – ja – nicht immer denken wir selbst! Aber es ist auch keine KI, die für uns denkt. Es sind diejenigen, die die KI kreieren und auswerten. Sie übernehmen dann für uns das Denken. Und da sind wir bei der Gefahr der gesellschaftlichen Verdummung.

 

Wie bei einem Werkzeug immer der Mensch die Verantwortung im Umgang damit trägt, ist es hier nicht anders. Eine KI kann nicht für ihr Verhalten verurteilt werden – sie kann nur abgeschaltet werden. Es ist also eine Blüte der menschlichen Dummheit, einer KI eine Staatsbürgerschaft einzuräumen. Und für jene, die dahinterstehen, mag es wohl angenehm sein, wenn tatsächlich nicht sie, sondern die KI zur Verantwortung gezogen wird. Jetzt darf jeder Leser das für die Zukunft zu Ende denken…

 

Was ist also unsere Aufgabe? 

Genau hier dürfen wir uns weiter entwickeln und unsere eigene Intelligenz (hier die tatsächliche!) bewusst anwenden. Mit allen moralischen und ethischen Themen. Unsere Weiterentwicklung in höhere Bewusstseinsstufen spiegelt sich in unserer Gesellschaft, wie es z.B. bei Spiral Dynamics wunderbar dargestellt ist. Eine KI auf Stufe rot würde verheerend eingesetzt werden, in Stufe 7 wäre sie das Wohl der ganzen Menschheit. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Martin Schubert (Donnerstag, 08 Februar 2024 13:53)

    Hallo Cornelia,
    voarb mal ganz liebe grüße aus Wien, du kennst mich und ich bin im normalfall kein Kommentar Schreiber .. aber dieser Beitrag trifft es so dermassen auf den Kopf das ich das Bedürfnis habe dir aufrichtig dazu zu Gratulieren. Deine abschliesenden Fragen regen zum denken an ( so hoffe ich doch..) und ja definitiv .. wir müssen uns bewusst werden wie diese KI Reise zu einem positiven Ziel führen kann. Deiner Interpretation über KI stimme 100% zu, besser könnte ich es auch nicht erklären.. und ich sehe die Dinge aus der technischen Sicht .. also nicht als Wunder der Technik, sondern mehr als ausgeklügeltes System zur Machtverlagerung einiger Grosser, welche die letzten Jahre alle möglichen Daten eingesammelt haben um jetzt Kapital daraus zu schlagen. Ein Aberwitz, und gleichzeitig ein oft sehr grosses Trugbild, nicht alle Daten entsprechen der Realität, ein sehr grosser Teil dieser Daten sind Irrläufer, Fehler, oder nicht verifizieren Ursprungs .. ich möchte es mit einer Art Müllhalde des Wissens vergleichen wo eben halt auch sehr viel Nichtwissen oder Fehlwissen beigemengt ist. Auch wenn Algorythmen sehr viel hier herausfiltern können ... kommt eigentlich nicht wirklich immer etwas gutes dabei hervor .. eben immer nur ein vergleichen und reduzieren auf einen darstellbaren Nenner ... aus meinem Empfinden und Denken hat das nichts mit Intelligenz, Kreativität, und sinnvollem Denken zu tun. Wie du auch schreibst gibt es viele gute Anwendungen der "KI" es sind sehr schnelle Auswertungen mit höchster Präzision, z.b. bei Auffälligkeiten in der medizinischen Bildgebenden Technik möglich welche kein Mensch in einer vergleichbaren Zeit schaffen könnte, auch Prozessoptimierungen in Produktionen und Steuerungen von Energieflüssen können sehr gute Anwendungen darstellen.
    Ich frage mich nur um welchen Preis dies für die Menschheit erfolgt. Es wird kaum bzw. garnicht über den Aufwand, den Energieverbrauch für all die Datenspeicherung und Netzwerke gesprochen. Wir hören jeden Tag das wir unsere CO² Bilanz verbessern müssen, unseren Ökologischen Fussabdruck betrachten sollen um unseren Lebensraum Natur zu erhalten... tun wir das in dem wir solche Mechanismen kreieren ? 24 Stunden jeden Tag massiv Energie für die Datenspeicherungen und die Netzwerke verbrauchen ? Ich bin mir da nicht sicher und bei der Betrachtung das gelerntes Wissen (also in uns - im Kopf) keinen zusätzlichen Energieverbrauch darstellt, also sozusagen absolut green diesbezüglich ist möchte ich hier keine Vergleichsbilanz aufstellen, die wäre unter Umständen ernüchternd.
    Abschließend glaube ich, das diese Entwicklung uns zum negativen verändert, also den Menschen in eine Richtung bewegt, welche uns mehr und mehr entmenschlicht .. Gefühl, Emotion, Kontakt, sowie Vertrautheit und Geborgenheit sind heute schon für jüngere Generationen schwierige Themen, gute Selbsteinschätzung schon fast eine Rarität ... KI wird hier nicht helfen können unsere zwischenmenschliche Welt besser zu machen .. davon bin ich überzeugt .. oder auch einfach schon zu alt ..

    Danke für deinen tollen Beitrag
    Lg. Martin

  • #2

    Cornelia (Donnerstag, 08 Februar 2024 17:29)

    Hallo Martin!
    Danke für dein wertvolles Feedback! Den Aspekt des Energieverbrauchs habe ich nicht erwähnt und danke, dass du das auch eingebracht hast - denn es ist erwähnenswert. Du bist keinesfalls zu alt, denn ich kenne - Gottseidank - auch junge Menschen, die das genauso sehen. Jene, denen das Denken noch nicht abtrainiert wurde ;-) Hoffen wir, dass es mehr werden!
    Herzlichen Gruß nach Wien, Cornelia